Business Model Canvas

Der QV - Business Model Canvas

Ein Ergebnis des Projektes QuartaVista – Navigationssystem für werteorientierte Unternehmen

Nachhaltigkeit von Anfang an:

Der Business Model Canvas neu gedacht


Die Verzahnung von Nachhaltigkeit mit dem Geschäftszweck eines Unternehmens und eine darauf aufbauende Unternehmensstrategie ist eine zwingende Notwendigkeit über alle Wirtschaftsbranchen hinweg, wollen wir unsere Lebensgrundlagen langfristig erhalten. Dies hat auch die Politik erkannt. So lenkt sie, zum Beispiel durch die CSR-Berichtspflicht großer, kapitalmarktorientierter Unternehmen oder dem Merkblatt der BaFin zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken, die Aufmerksamkeit auf die gesellschaftliche Verantwortung eines Unternehmens und fordert Transparenz ein. Will ein Unternehmen auch in Zukunft konkurrenzfähig sein, muss es sich seiner Wirkungen auf die Gesellschaft und Umwelt bewusst sein. Es muss einen Beitrag zum Erhalt oder der Verbesserung unserer Lebensgrundlagen leisten und die Belastungen, verursacht durch das unternehmerische Handeln, reduzieren. Doch wie lässt sich ein Umdenken oder sogar ein Neustart motivieren und eine integrierte Strategie erarbeiten? 

Im Innovationsprojekt QuartaVista wurde dazu ein Werkzeug, das „QuartaVista - Business Model Canvas“ entwickelt, das Folgendes leistet: 


  • Bei der Bestandsaufnahme, die jedem Veränderungsprozess vorangeht, wird der Blick für die Wirkungen eines Unternehmens oder eines Geschäftsmodells auf Natur und Gesellschaft geschärft und auf drei neue Wirkungsdimensionen erweitert. Hier können heute und in Zukunft ökonomische Chancen und Profite liegen, nicht bloß auf dem klassisch-finanziellen Sektor, sondern auch im ökologischen, sozialen und Wissensbereich – Erfolge, die Unternehmen, Umwelt und Gesellschaft teilen. 


  • Bereits bei den ersten Überlegungen zu einem neuen Geschäftsmodell oder im Gründungsstadium eines neuen Unternehmens hilft der QuartaVista-BMC, die vier tatsächlich existierenden Dimensionen finanzieller, ökologischer, sozialer Art sowie des Wissens zu berücksichtigen, um Risiken zu vermeiden, die auf Lasten von oder Schäden an Natur und Gesellschaft zurückgehen und die auf das Unternehmen zurückfallen. Damit wird die Perspektive eröffnet das ein Unternehmen untrennbar mit der Gesellschaft und Natur verbunden ist. 


Vorläufer des Schemas ist der bekannte Business Model Canvas von Osterwalder und Pigneur (2011) mit neun Feldern, die auf die materiellen und monetären Wirkungen ausgerichtet sind. Nachhaltigkeitsaspekte wie Risiken und Schäden für Umwelt und Gesellschaft, die heute ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken, lassen sich zwar mit dem klassischen Business Model Canvas als finanzielle Effekte abbilden. Das reicht aber nicht heute mehr aus. 


Der QuartaVista-BMC ist ein tabellenartiges Schema mit 18 Feldern, die die wesentlichen Aspekte eines Geschäftsmodells übersichtlich in Kategorien fassen. Als Plakat in einem Workshop hilft es den Teilnehmern, sich ein umfassendes Bild von ihrem Unternehmen oder seinem Geschäftsmodell zu machen und gleichzeitig die Wirkungen auf die vier Dimensionen – Finanzen, Ökologie, Soziales und Wissen – integriert mitzudenken. Informationen werden gebündelt und dokumentiert, indem in die Felder z. B. Etiketten mit Stichworten geklebt werden. 

Die Felder der vier Wirkungsdimensionen sind farbig hinterlegt, um die mittleren Felder herum angeordnet und stehen mit allen inneren Feldern sowie den Dimensionsfeldern untereinander in Beziehung. Anforderungen an das Geschäftsmodell, die sich beispielsweise aus den SDGs (Sustainable development goals) der vereinten Nationen oder den planetarischen Leitplanken ergeben, können hier übersichtlich abgebildet und analysiert werden. Entlang aller Dimensionen kommt es zu einer Abwägung von Nutzen und Vorteilen sowie Kosten und Risiken. 

Im Mittelpunkt des Schemas steht das Feld mit dem Titel Verantwortung. Dadurch wird von vorn herein der Blick auf die ethischen Aspekte der Wirtschaft, des Handelns und seiner Folgen, gelenkt. Dieses Feld appelliert an gesellschaftliche Solidarität, Gemeinwohlorientierung und Ressourcensparsamkeit. 

Das zentrale Feld „Wertversprechen“ nimmt wie Osterwalders „Wertvorschlag“ Bezug auf Aussagen über die Produkte und Dienstleistungen eines Unternehmens, legt aber die Betonung darauf, dass Werbeaussagen eine Verpflichtung zur ihrer Erfüllung gegenüber dem Kunden konstituieren. Wo der Begriff „Wertvorschlag“ im Ungefähren bleibt, fordert es Verbindlichkeit. Die innere Haltung, die hinter einem Wertversprechen steht, holt den Begriff der Verantwortung aus der Philosophie in die Praxis, was sich auch gleich an den benachbarten Feldern zeigt: 

Die beiden Felder „Nachhaltigkeit nach Ende der Lebenszeit“ und „Nachhaltigkeit im Einsatz“ lenken den Blick auf die Langzeitwirkungen des Produktes, wenn es den Hersteller verlassen hat. Ist es wirklich nützlich? Ist es langlebig? Lässt es sich reparieren? Kann es nach Gebrauch zu einer Gefahr werden? Ebenfalls angrenzend ist das Feld „Aktivitäten“. Hier ist der richtige Ort, um die Nachhaltigkeit bei der Produktion oder Leistungserbringung in den Blickpunkt rücken. 

Grafik: © 2020 Alle Rechte vorbehalten | SAP

Das QuartaVista-BMC ist mit seiner vierdimensionalen Auslegung ohne Beispiel Der Einsatz des erweiterten Canvas zeigt, wie durch neue soziale ökologische Ansätze und durch die Bereiche Wissen und Finanzen abgerundet in den ergänzten Bausteinen die Orientierung zu Nachhaltigkeit in der Geschäftsmodellentwicklung gelingen kann. Dadurch macht es zu dem geeigneten Werkzeug im kreativen und interdisziplinären Prozess der Geschäftsmodellentwicklung, sowohl individuell als auch in Gruppenarbeit. 


Literaturangaben:

  • Osterwalder, A. and Pigneur, Y. (2011), Business Model Generation: Ein Handbuch für Visionäre, Spielveränderer und Herausforderer, Campus Verlag, Frankfurt a.M. 
  • U.N., SDGs (2015), “United Nations sustainable development goals”, UN. Org., verfügbar unter: https://www.un.org/sustainabledevelopment/  (abgerufen am 30.11.2020).


Share by: